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4. Berufliche Optionen nach dem Studium

  1. Berufliche Optionen nach dem Studium
    1. Aussichten auf dem Arbeitsmarkt nach dem Studium
    2. Voraussichtliches Gehalt nach dem Studium
    3. Welche beruflichen Optionen bestehen nach dem Studium? (z.B. Praktikum für erste praktische Erfahrungen, Arbeit im Ausland, Selbständigkeit)
  1. Berufliche Optionen nach dem Studium

Selten gibt es einmal einen Beruf, bei dem die Prognosen für einen Absolventen nach erfolgreich beendetem Studium so positiv und die Lage gleichzeitig so dramatisch ist, wie dies für den Pflegebereich gilt.

  1. Aussichten auf dem Arbeitsmarkt nach dem Studium

Das sogenannte Hochschul-Informations-System gibt bereits im Jahr 2010 an, dass 90 Prozent jener Absolventen, die das Studium der Pflegepädagogik erfolgreich abgeschlossen haben, innerhalb des ersten Jahres nach dem Studienende bereits in Lohn und Brot fachbezogen eingesetzt sind und eine professionelle Beschäftigung gefunden haben. Damit kann das Studium der Pflegepädagogik zu den erfolgreichsten Studiengängen gezählt werden und zugleich gehört es zu jenen, die die den Absolventen die besten beruflichen Aussichten anbieten. Gerade weil Pflegepädagogen selber zu Ausbildern im Pflegebereich werden und damit entscheidenden praktischen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Pflegekräfte nehmen, hängt die Entwicklung des Arbeitsmarktes für Pflegepädagogen unmittelbar mit dem Arbeitsmarkt aller Pflegekräfte und des gesamten Pflegesektors zusammen.

Während im Jahr 2009 gemäß der Gesundheitsberichterstattung auf Bundesebene etwa 4,7 Millionen Menschen im Sektor Gesundheit und Pflege in der gesamten Bundesrepublik beschäftigt waren, was immerhin 12 Prozent aller Erwerbs- und Werktätigen in Deutschland entspricht, geht das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in einer hauseigenen Prognose davon aus, dass im Jahr 2020 bereits 5,7 Millionen Menschen oder schon eine Million mehr als 2009 in diesem Sektor beschäftigt sein werden. Wenn diese Zahl allein nicht zu beeindrucken weiß, sollte man jetzt hierbei eine weitere Statistik betrachten und zwar jene der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers in Kooperation mit dem Forschungsinstitut Wifor. Diese Statistik aus dem Jahr 2010 geht davon aus, dass im Jahr 2020 etwa 140.000 Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in den Bereichen Pflege und nicht-ärztlicher Bereich fehlen werden. Das bedeutet, selbst wenn die Anzahl der Beschäftigten gegenüber 2009 deutlich zugenommen haben sollte, wird es dennoch nicht ausreichen, um den eigentlichen Bedarf im Pflegebereich abzudecken. Man kann somit behaupten, dass es dann im Pflegebereich eine Unterdeckung an Fachpersonal geben wird. Es wird deutlich mehr offene Stellen als Arbeitssuchende auf dem Arbeitsmarkt geben. Die Situation wird bis zum Jahr 2030 noch dramatischer werden. Schließlich geht das Bundesamt für Statistik aus Wiesbaden davon aus, dass die Zahl jener, die in Deutschland pflegebedürftig sind, bis zum Jahr 2030 um etwa die Hälfte der heutigen Anzahl nochmals ansteigen wird. Dann werden gemäß dieser Schätzung etwa 3,5 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein. Somit sehen die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für alle Pflegefachkräfte und damit einhergehend für die Pflegepädagogen sehr positiv aus.

Dies bestätigt eine andere Statistik, die vom DKI, dem Deutschen Krankenhaus Institut, stammt, und auf eine Befragung zum Jahreswechsel zum Jahr 2011/2012 zurückgeht. Gemäß dieser Befragung gaben 37 Prozent der Kliniken an, offene Stellen nicht besetzen zu können, weil entsprechendes Personal aus dem Fachkräftebereich nicht zur Verfügung stünde. Das DKI weist in seiner Untersuchung darauf hin, dass die Zahl der betroffenen Krankenhäuser sich gegenüber dem Jahr 2009, als die letzte Befragung zum Thema Fachkräftemangel durchgeführt wurde, praktisch mehr als verdoppelt hätte. Im Jahr 2009 gaben noch 16 Prozent der Krankenhäuser an, offene Stellen nicht mit Fachkräften besetzen zu können. Insgesamt ist in Deutschland von 2.080 Krankenhäusern auszugehen, demnach können fast 800 Krankenhäuser ihre offenen Stellen nicht mehr mit fachlich versiertem Personal decken und besetzen. Scheinbar sind dabei gerade Krankenhäuser mit mehr als 600 Betten deutlicher von diesem Mangel betroffen als kleinere Häuser. Der sogenannte „Krankenhaus Barometer“ geht daher derzeit von etwa 3.000 Stellen im Vollzeitbereich aus, die unbesetzt bleiben und die Aufgaben und Arbeiten auf die bestehenden Kapazitäten und Fachkräfte aufgeteilt werden müssten.

  1. Voraussichtliches Gehalt nach dem Studium

Auch wenn die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für den gesamten Pflegesektor sehr positiv aussehen und fast jeder Absolvent nahezu garantiert einen Arbeitsplatz erhalten wird, sind die Gehälter in diesem Segment nicht mit der Nachfrage angewachsen. Dies gilt zumindest für vergleichbare Tätigkeiten aus den Bereichen Wirtschaft und Industrie. Die Gehälter gerade in diesen vergleichbaren Bereichen weisen einen deutlichen Unterschied zu den Gehältern im Pflegesektor auf. Der Pflegebereich hat auf diesem Feld noch einen beträchtlichen Nachholbedarf und entsprechend viel Entwicklungspotenzial nach oben. Die Gehälter sind im Vergleich als eher bescheiden zu beurteilen.

Ein diplomierter Pflegepädagoge kann von einem Verdienst von etwa 3.000 EUR brutto im Monat ausgehen. Die Eingruppierung findet im öffentlichen Dienst im Tarif BAT-IVb/IVa statt. Das ist die neu geschaffene Entgeltgruppe 10, das Einstiegsalter hierbei ist mindestens 25 Jahre. Im Einstiegsalter liegt das Einstiegsgehalt bei etwa 2.300 EUR und entwickelt sich bis zum 43 Lebensjahr stetig weiter. Der Kulminationspunkt ist dann schließlich mit 44 Jahren erreicht, es sind die bereits aufgeführten 3.000 EUR, die bis zum Ende der Beschäftigung und Anstellung reichen, eine tarifliche Erhöhung ist nicht vorgesehen.

Damit liegt dieses voraussichtliche Gehalt deutlich unter jenen Gehältern aus Wirtschaft und Industrie und ist nicht mit jenen Gehältern von Ärzten zu vergleichen, da bereits das Einstiegsgehalt eines Arztes bei etwa 3.000 bis 3.600 EUR liegt.

  1. Welche beruflichen Optionen bestehen nach dem Studium? (z.B. Praktikum für erste praktische Erfahrungen, Arbeit im Ausland, Selbständigkeit)

Üblicherweise und idealerweise kommt es nach dem Studium gleich zu einer Festanstellung, weil diverse Institute, Krankenpflegeschulen und Ausbildungsanbieter dringend nach einem Pflegepädagogen, einer Pflegepädagogin suchen. Dabei übernimmt der Pflegepädagoge die Leistung einer Ausbildung einer solchen Ausbildungs- oder Weiterbildungseinrichtung. Der Pflegepädagoge kann zumeist sehr eigenständig arbeiten, übernimmt ziemlich bald sehr viele Aufgaben eigen- und selbstverantwortlich. Auch wenn ein Praktikum für die ersten beruflichen Erfahrungen sehr hilfreich ist und nur empfohlen werden kann, verhält es sich in der Praxis so, dass der Bedarf so groß ist, dass für ein Praktikum zumeist kein Raum bleibt, sondern gleich eine Anstellung angeboten wird und die Arbeit gleich von Anfang an auf den Berufseinsteiger einzustürzen droht. Die Aufgaben dabei sind sehr vielfältig und beginnen von der Planung, der Koordination von Unterrichtsstunden, der Arbeit am Curriculum, verschiedene administrative Tätigkeit bis hin zu Aufgaben rund um das Qualitätsmanagement, abhängig vom Arbeitgeber. Hinzu kommen praktische Aufgaben in den Bereichen der Stationen, mit den Pflegeauszubildenden, den Vorbereitungen und Durchführungen von Klausuren und Prüfungen und nicht zu vergessen, der eigentlichen Unterrichtszeit Woche für Woche. Der Durchschnitt liegt bei etwa 600 Stunden Unterricht per anno, hinzukommen die verschiedenen anderen administrativen Tätigkeiten.

Das praktische Semester kann ein Student, je nach Anerkennung, auch im Ausland durchführen und muss sich dabei diesen Einsatz entsprechend nachweisen lassen. Schwieriger wird es mit einem Einsatz im Ausland, nachdem das Studium abgeschlossen wurde. Hierbei bietet es sich zum einen an, die Kontakte aus dem Studium zu nutzen oder aber mit den bekannten karitativen Einrichtungen und Anbietern zu kooperieren, die im Ausland eigene Pflegeschulen und Ausbildungseinrichtungen betreiben. Über diese Schiene wird es eher möglich sein, praktische Erfahrung zu sammeln und sich gleichzeitig erstes praktisches Know-how anzueignen.

Gleichzeitig bietet sich dem Absolvent eines Pflegepädagogik Studiums auch die Möglichkeit im Ausland nach der passenden Stelle für sich zu suchen. Der Vorteil Ausland ist ein doppelter: Zum einen ist die Dotierung von Fachpersonal im Pflegebereich in vielen Ländern im europäischen Ausland deutlich besser als in Deutschland, wie das zum Beispiel für die Länder Luxemburg und Schweiz gilt, und zum anderen, so ein Vertreter des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), würde Fachpersonal mi Pflege- und Gesundheitsbereich im Ausland eine größere und positivere Wertschätzung erfahren, als dies in Deutschland üblicherweise der Fall ist.

Eine Möglichkeit ist, falls es wider Erwarten, nicht sofort zu einer Anstellung als Pflegepädagoge kommt, als selbstständige/r Honorarlehrkraft / Honorardozent zu arbeiten. Hierbei werden nur auf eine entsprechende Honorar- und Vertragsbasis einzelne Ausbildungsgänge oder auch nur Lehrveranstaltungen miteinander vereinbart. Der selbstständige Honorardozent genießt so den Vorteil, mit verschiedenen Anbietern gleichzeitig zu kooperieren und damit auch verschiedenen weitere Vorteile (Abwechslung, unterschiedliche Unternehmens- und Einrichtungskulturen, keine dauerhafte Beschäftigung und kein Alltagstrott innerhalb einer Einrichtung, eventuell auch unterschiedliche Honorare und Vergütungsmöglichkeiten, umfangreichere Erfahrungen). Ein weiterer Vorteil kann sicherlich auch der sein, dass eine Honorarlehrkraft selten mit administrativen Aufgaben und Tätigkeiten zu tun hat, denn diese Aufgaben werden zumeist von den festangestellten Mitarbeitern übernommen. Damit genießt eine solche Lehrkraft auf Honorarbasis den Vorteil, nur jene Aufgaben zu übernehmen, die unmittelbar mit der Lehrtätigkeit zu tun haben. Damit kann sich ein Honorardozent absolut auf die Lehrinhalte und auf den zu betreuenden Kurs und die einzelnen Teilnehmer konzentrieren, ohne dabei parallel auch noch die vielen, zum Teil sehr zeitintensiven Tätigkeiten in der Administrative vor Augen haben zu müssen.

Eine andere Möglichkeit ist, sich allein auf die Position eines angestellten Honorardozenten zu bewerben. Viele Kliniken und Ausbildungsinstitute im Pflegebereich suchen und arbeiten mit examinierten Pflegekräften bzw. mit Absolventen der Pflegepädagogik zusammen, die nicht das gesamte Ausbildungsprogramm bei diesem Institut oder in dieser Klinik übernehmen müssen, sondern nur einzelne Felder und Fächer. Damit wäre die Kombination aus beiden oben beschriebenen Bereichen möglich: Die Konzentration allein auf die Lehrtätigkeit und zum anderen keine oder nur eine geringe Übernahme administrativer Tätigkeiten. Insofern ist dies sogar eine sehr komfortable Position, weil damit auch die Vorteile einer Anstellung gegeben wären. Gemeint sind damit das sichere, regelmäßige sozialversicherungspflichte Gehalt und die Tätigkeit in einer Festanstellung, ohne die damit häufig verbundenen weiteren Aufgaben administrativer Art. Eine solche Position als Honorardozent und –lehrkraft in Anstellung kommt demnach gerade jenen zugute, die eher die sichere Position der Festanstellung anstreben und sich dennoch nur auf die alleinige Lehrtätigkeit konzentrieren möchten. Auch ist damit eine gewisse Langfristigkeit gegeben, da solche Institute das gesamte Ausbildungsprogramm der Aus- und Weiterbildung anbieten und damit auch Honorardozenten suchen, die einen solchen Kurs von Anfang an bis zum Abschluss idealerweise begleiten und betreuen. Hierbei bieten sich auch diverse Möglichkeiten an, die in der zeitlichen Ausprägung sehr unterschiedlich gestaltet sind. Denkbar ist zum Beispiel die Übernahme einer Tätigkeit als Honorardozent und –lehrkraft im Rahmen der einjährigen Krankenpflegehilfeausbildung. Hierbei könnte eine Lehrbeauftragung über ein Jahr sehr hilfreich sein, da diese zeitlich sehr überschaubar ist. Für diejenigen, die allerdings gerne langfristig mit einem Auftraggeber kooperieren möchten und sich so eine Beauftragung vorstellen können, bietet sich parallel dazu auch die dreijährige Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege an. Hierbei ist selbstverständlich die Bindung mit dem beauftragenden Gesellschaft oder Klinik größer und umfangreicher. Nicht selten gehen damit auch umfangreichere Tätigkeiten, inklusive diverser administrativer Aufgaben einher.

Wer sich allerdings doch für eine selbstständige Tätigkeit als Pflegepädagoge entscheidet, unterliegt damit selbstverständlich auch den typischen Herausforderungen eines Selbstständigen und Unternehmers. Das bedeutet, einerseits die Freiheit auch „Nein!“ zu einem Auftrag zu sagen, gleichzeitig sich selbstständig zu finanzieren. Das beginnt von der Akquise bis hin zu dem Honorar, dass eventuell nicht rechtzeitig oder sehr verspätet überwiesen wurde. Auch Fragen rundum Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung stellen sich als selbstständiger Pflegepädagoge oder als Honorarlehrkraft im Pflegebereich ganz neu. Auch kann dies für eine Honorarlehrkraft im Pflegebereich bedeuten, dass die Beauftragung und Buchung nicht lückenlos ist und damit wäre auch eine nicht lückenlose Vergütung und finanzielle Absicherung verbunden. Dies ist die Kehrseite der Medaille und macht deutlich, dass jeder Absolvent in der Pflegepädagogik reiflich überlegen muss und nach Abwägung aller Vor- und Nachteile, aller Risiken und Vergünstigungen eine Entscheidung für sich zu treffen hat, ob er sich auch den Weg in die Selbstständigkeit vorstellen kann und diesen Weg bis zum Ende tatsächlich auch in aller Konsequenz gehen möchte.

Nicht selten versuchen selbstständige Honorarlehrkräfte einen Mix aus beiden Bereichen zu bilden und sich zum Teil als Teilzeit-Fachkraft anstellen zu lassen und parallel dazu auch eine selbstständige Tätigkeit auszuführen. Damit können zum Beispiel die wichtigsten Fixkosten oder zumindest ein Teil dieser abgedeckt werden, wenn es gerade im Selbstständigen-Bereich einmal nicht zu einer Vollauslastung